Eigentlich war man bei der Sagaflor ja zufrieden mit der Hausmesse PRO garten & tier in den Kasseler Messehallen, wie auch die über 1.500 Besucherinnen und Besucher, etwa gleich viele wie im vorigen Jahr. Kaufzurückhaltung und Konsumverweigerung seien das Hauptproblem in der allgemein etwas unsicheren Lage, aber Garten- und Zoofachhandel könnten eigentlich zufrieden sein, resümierte Sagaflor-Vorstand Peter Pohl. Aber: „Es ist ein bisschen so, also ob in den Köpfen ein Schleier über allem liegt, wie ein Nebel“, beschrieb der CEO die Lage. „Es ist nicht schlecht, aber so richtig gut ist es auch nicht und sehr positiv sehen wir auch nicht auf 2025. Es gibt auf jeden Fall keine Impulse nach oben.“
Trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds, geprägt von Inflation und steigenden Kosten, bot die Messe für 160 Lieferanten aus der Industrie eine Plattform, um Neuheiten zu zeigen. Der Gartenbereich – unter dem Motto „Ab in den Garten – alles für mein neues Hobby“ machte dabei etwa zwei Drittel aus und der Heimtierbereich ein Drittel. Hier wurde vor allem das neue Store-Konzept von Zoo & Co. mit dem Namen „Dein Leben mit Tier“ präsentiert und mit dem Eigenmarkensortiment inklusive Neuheiten aus den Marken „Cafoo“, „Felicity“ und „Azoona“ bestückt, berichtete Carsten Markus, Head of Brands in der Sagaflor-Zentrale.
„Wir wollen die wunderbare Leidenschaft, die man mit Heimtieren in seinem Leben hat, mit allen Höhen und Tiefen begleiten“, erläuterte Markus. Das ganze Konzept beruhe auf klassischem Ladenbau, der aufgewertet werde mit einem eindeutigen, klaren Farbsystem, Holzelementen und knackigen, neuen Verpackungen. „Wir wissen, dass wir im Zoofachhandel manchmal etwas hohen Warendruck haben, den reduzieren wir etwas.“
„Catwalk“ im Hauptgang
Für die Fernwirkung seien auch Kleinigkeiten nochmals geändert worden wie die Beschilderung mit klaren Elementen oder das Kreuz bei der Tierapotheke, damit der Kunde schon beim Eintritt einen guten Überblick gewinnt. Das soll auch die Aktionsstraße mit dem „Catwalk“ vermitteln, der Hauptgang. Da kann Palettenware aufgebaut werden mit Preisknallern, dahinter Kratzbäume oder klassische Leckerchen – ein bisschen wie im LEH, führte Katrin Alexy weiter aus, Leitung Category Management für den Bereich Futter.
Daneben gibt es Sonderbaumittel wie eine Snackbar, Sondertische oder Highlight-Wände, zählte Markus weiter auf. Für den Endverbraucher solle das ein erlebbares Ganzes ergeben. „Auf den Inszenierungsflächen findet sich das Sisal von den Kratzbäumen auf den Podesten wieder. Das sind so Kleinigkeiten, die das Gesamtbild verbessern und die Aufenthaltsqualität auf der Fläche erhöhen“, warb der Head of Brands für das neue Markengesicht von Zoo & Co.
Selbstverständlich sei das Konzept wie immer bei der Sagaflor sehr partnerschaftlich ausgerichtet, betonte Markus. „Wir wissen ja, wieviel laufende Meter bereits im Zoohandel draußen sind.“ Natürlich könne die Umrüstung modular erfolgen und wenn der Partner noch gute Tego-Metallwände habe, könnten die auch ins Konzept eingearbeitet werden. Die Sagaflor versuche angesichts von Inflation und Kostendruck eben, die Rahmenbedingungen unterstützend zu setzen.
Die Arbeitskleidung mit Tierillustrationen werde von den Mitarbeitern sogar „draußen“ getragen, weiß Markus. „Das ist ja das schönste Kompliment für uns.“ Und Alexy ergänzte, sie sei von der ersten Stunde an Fan des Konzepts gewesen. „Ich bin selber Tierbesitzerin, mich spricht es an. Und das bestätigen mir viele Menschen, weil es einfach emotional ist, modern und nicht mehr so apothekenzeitschriftmäßig.“
Konzept kommt an
Bei dem Neubau von Nadine Wirichs in Rommerskirchen kommt „Dein Leben mit Tier“ gut bei den Endverbrauchern an, berichtete die Inhaberin auf der Hausmesse. „Denen ist aufgefallen, dass es anders und neu aussieht: heller und freundlicher“, so Wirichs. Die Verweildauer sei länger, gerade durch dieses lockere Konzept mit den Tischen. „Auf dem Catwalk habe ich auf der einen Seite die Kratzbäume, auf der anderen meist die Aktion, die gerade läuft.“ In der Mitte habe sie die Tasting-Bar und Spielzeuge sowie Mitnahmeartikel platziert: „Tassen mit Tiersprüchen und Schilder, die Leute mögen diese Zusatzartikel.“
Neuheiten und Bewährtes stellte Alexy bei den Produkten vor: Schicke Katzentoiletten, Nass- und Trockenfutter in modernen Verpackungen, Insektenproteinprodukte, Rind- und Lammvarietäten bei der Top-Premium-Marke „Pure Instinct“ oder eine Straußenfleischlinie bei der Marke „Majestic“ mit außergewöhnlicheren Zutaten wie Buchu-Tee, Butternutkürbis oder Grapefruit. Spielzeug gibt es nach wie vor im Preiseinstiegsbereich von „Talua“ und von der Fachhandelsmarke „Azoona“, außerdem – „weil immer wieder nachgefragt“ – günstige Sternchendecken und etwas hochpreisigere Kuscheldecken.
Neben den beiden Pilotmärkten Rommerskirchen und Bruchsal startete das neue Zoo-&-Co.-Konzept im Oktober. Zu den 64 Partnern mit 143 Standorten sollen dieses Jahr noch vier neue Geschäfte kommen – insgesamt hat die Sagaflor damit im Jahr 2024 zehn neue Läden dazugewonnen. Beim Umsatz musste sie dagegen in den ersten acht Monaten im Heimtierbereich einen Rückgang um 2 Prozent hinnehmen. Während beim Futter ein leichtes Plus erzielt wurde, gab es beim Zubehör ein Umsatzminus.
„Alle Sortimente, wo der Kunde notfalls erstmal auf Neues verzichten kann, bleiben auf sehr niedrigem Niveau“, so CEO Pohl. Beim Futter gebe es dagegen ein leichtes, aber stabiles Wachstum – „das kann ich vor dem Hintergrund des turbulenten Jahres mit einem Lächeln im Gesicht sagen“. Und Katze laufe besser als Hund, eindeutig. Im Jahr 2025 erwarte die Sagaflor, dass die Umsätze um 2 Prozent steigen könnten. „Kein großes Wachstum, eher eine Seitwärtsbewegung oder eine Null mit leichtem Plus.“
Wie kommen wir zu unseren Partnern, ist eine Frage, die sich die Vordenker in der Dienstleistungszentrale der Sagaflor gestellt haben. Und so kann das neue Konzept den Mitarbeitern als Service auch per Videokonferenz nahegebracht werden. Was wo auf der Fläche passieren soll und welches Marketingmaterial bereitsteht, wird dem Partner dort von den Mitarbeitern des Category Management gezeigt.
Ansprache wichtig
Beim Blick nach vorne helfe der Sagaflor die Partnerbefragung. Die Ergebnisse deckten sich mit der eigenen Einschätzung von drei Hauptproblemen: Inflation und Betriebskosten, Kundenansprache sowie Personalgewinnung. Neues Personal soll nun über Annoncen, Radiospots und TV-Ansprachen auf der Fläche angeworben werden, unterschiedlich je nach Zielgruppe. Dafür bekommen die Partner ein „Füllhorn an Material“, aus dem sie sich bedienen können, versichern die Sagaflor-Vertreter.
Natürlich werde im Heimtierhandel nicht so bezahlt wie bei VW. „Wir müssen die Leute ansprechen, die ein Herz für Tiere haben und eine Affinität zu dem, was sie verkaufen“, sagte Markus. „Einzelhandel ist einer der tollsten Jobs der Welt, Leidenschaft fürs Tier, jeden Tag Kommunikation, die Freude beim Abschluss, die Freude, jemandem helfen zu können.“ Neben Content vom Bildmaterial bis zur fertigen Kampagne helfe die Zentrale gegebenenfalls auch mit Beratung weiter.
Auch beim Verbraucher ist die Ansprache wichtig und neue Zielgruppen zu erschließen schwierig. Während vor wenigen Jahren noch viel über Wohlfühlatmosphäre und Einkaufserlebnis gesprochen worden sei und auch Zoo & Co. gerade wärmer und heller werde, „reicht das heute leider nicht mehr. Jetzt müssen Sie viel mehr tun, damit der Kunde kommt“, machte Pohl klar. Dafür soll die Werbefrequenz kräftig nach oben geschraubt werden von 12 auf 59 Werbeimpulse, vornehmlich digital, von der Rabattaktion bis zum Whatsapp-Marketing.
„Das ist das, was der Kunde erwartet: dass er sparen kann.“ Aber auch auf der Fläche soll viel mehr mit Angeboten gearbeitet werden. Es soll offensiver in den Fokus rücken, dass man auch beim Fachhändler sparen kann, obwohl der eben für Qualität und damit eigentlich auch höhere Preise stehe. Pohl meint, dass es ganz klar eine Tendenz zu preiswerteren Produkten gebe.
Der Termin für die nächste Ausgabe steht bereits fest: Die PRO garten & tier 2025 soll vom 18. bis 19. September stattfinden.