Vor 13 Jahren hatte Renate Unckenbold einen Berufswechsel im Sinn. Hinzu kam, dass die gelernte Sozialpädagogin ihren kranken Hund mit Magen-Darm-Problemen pflegte. „Ich nahm weite Fahrwege in Kauf, um an die Barf-Produkte zu kommen, die für meinen Hund damals die einzige Lösung waren“, erinnert sich die Unternehmerin zurück. Mit zunehmendem Wissen stieg auch ihre Faszination für das Thema. In der Karlsstraße im Östlichen Ringgebiet eröffnete sie 2012 ihr erstes kleines Ladengeschäft und begann ihre Ausbildung zur Ernährungsberaterin. Parallel dazu nahm sie regelmäßig an ergänzenden Seminaren und Weiterbildungen teil, um ihr Wissen praxisnah und vielseitig zu erweitern.
„Die Hundebarf fand so großen Zuspruch, dass bereits nach zwei Jahren der Umzug in die heutigen Räumlichkeiten in der Innenstadt nötig war.“ Auf den 110 m2 ist nicht nur Platz für sieben Kühltruhen randvoll gefüllt mit allem, was die Barf-Branche zu bieten hat. Auch die entsprechenden Supplements, naturbelassene Leckerlis und eine Auswahl an Zubehör finden hier ihren Platz.


Und es war sogar noch Raum, um einen weiteren Traum der Geschäftsführerin zu erfüllen: „2021 habe ich meine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin abgeschlossen und kann meine eigene Praxis parallel zur Hundebarf führen.“ In Summe eine Kompetenz, die in Braunschweiger und Umgebung einmalig ist. Die Kunden aus einem Einzugsbiet von bis zu 40 Kilometern lockt, mittlerweile empfehlen sie sogar Tierärzte weiter. Das ehrt Unckenbold und bestätigt sie in ihrem Konzept. „Kranken und allergiegeplagten Hunden, von denen es leider immer mehr gibt, hilft die Rohfleischfütterung oft enorm.“
Produkte der Firma Barfgold, aber auch Marken wie Paex, VOM oder Brinkhaus gestalten das Frostfleisch-Angebot in allen Größen und Fleischsorten. Gewolft oder gestückelt, Gemüsemischungen als Ergänzung – der Fokus liegt bei zehn bis zwölf Lieferanten. Abgerundet wird das umfassende Portfolio durch Supplemente: getrocknete Flocken, vielfältige Öle und Ergänzungsfuttermittel.
Ein weiterer Sortimentsbaustein des Shops sind zum Barfen geeignete Naturkauartikel und spezielle fleischige Leckereien von natürlichen Klassikern wie Hühnerfüßen bis hin zu besonderen Delikatessen wie Hirschsehnen. Auch für Allergiker ist gesorgt: Mit einer breiten Auswahl an Exoten wie Känguru, Strauß oder Ziege ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Hinzu kommen, Näpfe, Leinen, Geschirre, Körbe, Spielzeug und mehr: „Mit unserem Zubehör-Angebot sorgen wir für ein bisschen Schönes und Praktisches um das Barf-Thema herum.“



Mit Herz und Verstand
„Meine Hundebarf ist ein Ort mit Herz: Man lernt die Menschen und ihre Hunde mit der Zeit gut kennen. Oft geht es nicht nur ums Futter, sondern auch um persönliche Geschichten, Schicksale und Emotionen – die Beziehungen sind herzlich und vertraut.“ Unckenbold hat den Schritt nie bereut.
Für ihre beiden Mitarbeiterinnen und sich selbst stellt sie überzeugt klar: „Wir lieben Hunde und Menschen – und auch die Herausforderung.“ Der Spaß an der Arbeit stehe immer im Vordergrund, langweile kennen die drei Damen nicht. Man lebe mit den Kunden mit, „wir lachen und weinen auch gemeinsam“.
Die Beratung ist oft intensiv und findet direkt vor Ort statt. Das Team investiert an dieser Stelle viel und gerne Zeit – immer mit dem Ziel, den Hunden Gutes zu tun. „Die Futterpläne werden individuell gestaltet. Man muss wissen, wie es funktioniert – aber dann ist es einfacher, als viele denken.“ Ihr Wissen gibt die Ernährungsberaterin auch in Seminaren weiter.
„Eine gewisse Kaufzurückhaltung bei den Kunden spüren wir in diesem Jahr mehr als im letzten. Wobei es den Futterbereich weniger betrifft, als das Zubehör“, erklärt sie und klopft dreimal auf das Holz ihres Tresens, den ein Tischler für sie hergestellt hat. Wenn sich die Inhaberin in ihrem Laden umschaut, der in den frischen Farben Weiß und Türkis gehalten und nach dem eigenen Geschmack gestaltet ist, dann resümiert sie: „Das Barf-Thema macht 75 Prozent unserer Umsätze aus, den Rest die Snacks und das Zubehör.“ Lediglich das Katzenangebot hat sie deutlich minimiert, das war ein Versuch, der aber nie richtigen Anklang gefunden habe. „Es gibt zu wenige Katzen-Barfer. Oder sie bedienen sich am Hunde-Angebot, das vom Prinzip her sehr ähnlich ist.“

Hundefütterung ist individuell
Alternativen Ernährungsmethoden steht Unckenbold offen gegenüber, auch wenn sie als Expertin einiges zu bedenken gibt. „Wichtig ist, dass sie zu den Bedürfnissen des Hundes passt und seine Nährstoffversorgung sichergestellt ist. Zwar ist der Hund ein Fleischfresser, doch kann er auch pflanzliche Bestandteile gut verdauen.“ Vegetarisches Hundefutter sei aus ihrer Sicht möglich, aber anspruchsvoll. Pflanzliche Proteine müssten durch gezielte Zusätze ergänzt werden, da viele essentielle Nährstoffe – insbesondere Aminosäuren – nicht in ausreichender Menge enthalten sind. Deshalb sei eine genaue Kontrolle oder fachkundige Beratung notwendig, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Vegan wäre nicht besser oder schlechter – bei bestimmten Unverträglichkeiten kann vegane Fütterung sogar die einzige Lösung sein. „Dennoch fehlen noch Langzeiterfahrungen zur gesundheitlichen Auswirkung. Wer den Fleischanteil reduzieren möchte, fährt oft besser mit fleischärmerem Futter oder individuell zusammengestellten Rationen statt mit einer rein veganen Ernährung.“
Der Mangel an Langzeiterfahrungen führt auch bei Insektenproteinen zu Skepsis. „Obwohl Insekten alle essentiellen Aminosäuren liefern, bleibt unklar, ob sie auch alle anderen nötigen Nährstoffe ausreichend abdecken. Zudem haben nicht alle Hunde eine positive Akzeptanz für insektenbasiertes Futter.“
Ein weiterer Kritikpunkt sei die Nachhaltigkeit der Insektenzucht. Diese benötige ebenfalls Ressourcen, was die Frage aufwirft, ob sie wirklich umweltfreundlicher als die Zucht von anderen Tieren sei. Auch Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Insektenarten wären nicht ausgeschlossen, sowie fehlende Transparenz da „nicht immer ersichtlich ist, welche Insektenarten verwendet werden und ob das Futter zusätzlich tierische Bestandteile enthält“.
Als Snack bieten vegan, vegetarisch oder Insektenproteine willkommene Abwechslung. Ansonsten halte Unckenbold es wie beim Menschen auch: „Lebewesen sollten sich natürlich ernähren und das ganz nach den jeweiligen individuellen Bedürfnissen.“
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe pet 6-7/2025.