Schwerpunkt Gartenteich

Wassergärten am Scheideweg

Eine schön gestaltete Teichpräsentation trägt natürlich zur Kundengewinnung bei. Im Bild, der Dehner-Markt in Hamburg.
Eine schön gestaltete Teichpräsentation trägt natürlich zur Kundengewinnung bei. Im Bild, der Dehner-Markt in Hamburg.
23.02.2015
Ein schöner Teich war früher ein Muss in vielen Gärten gepflegter Einfamilienhäuser. Diese Einstellung ist heute nicht mehr ganz so selbstverständlich, auch wenn die Zahl der Gartenteichfans immer noch groß ist. Der Fachhandel sieht die Zukunft zwiespältig.

Fragt man den Fachhandel nach der Bilanz der letzten Gartenteichsaison, kann man auf kein eindeutiges Urteil hoffen. Zu unterschiedlich entwickelt sich das Kaufverhalten der Gartenteichbesitzer oder Gartenteichanwärter in den verschiedenen Regionen. Positiv gestimmt, blickt zum Beispiel Andreas Arndt, Geschäftsführer von Teich Arndt in Berlin-Blankenburg, auf das vergangene Jahr zurück. "Wir können für das Jahr 2014, im Grunde genommen eine positive Bilanz unserer Gartenteichsaison ziehen. Dies bezieht sich auf alle Produktpaletten." Beim Kauf ihrer Produkte sei es den Kunden dabei auch immer wichtiger geworden, dass diese möglichst sparsam arbeiten. Das ist ein klarer Trend, den wir schon länger beobachten.  "Die Leute wenden sich immer mehr den stromsparenden Pumpen und anderen energieeffizienten technischen Geräten für den Gartenteich zu." Das sei, gerade im Hinblick auf die immer weiter steigenden Energiepreise auch ein folgerichtiger Schritt, so Arndt. "Das merkt man auch daran, dass immer mehr Hersteller verstärkt auf die Entwicklung solcher Geräte setzen." Schwieriges Unterfangen Den Trend zu stromsparenden Pumpen hat auch Gerd Franke, Geschäftsführer des Teichcentrums Bölstorf in Unna erkannt. Er betont zudem, die ebenfalls steigenden Wasserkosten als Grund, der die Leute ins Grübeln bringt, ob sie den bestehenden Teich behalten oder überhaupt erst einen anlegen sollen. "Diese Entwicklung zu stoppen, wird meiner Meinung nach, sicherlich ein sehr schwieriges Unterfangen." Folgerichtig beobachtet Franke seit einigen Jahren auch einen zunehmenden Rückgang beim Thema Gartenteich. "Wir beobachten, dass die Leute sehr lange überlegen, ob sie einen Teich bauen. Und dann entscheiden sie sich doch meistens dagegen. Allerdings muss man natürlich sagen, dass dies ein Schwund auf sehr hohem Niveau ist, der aber nichtsdestotrotz anhält." Es braucht eine Verjüngungskur Doch liegt es allein am höheren Strom- und Wasserpreis, den ein Teich so mit sich bringt, dass die Kunden für die Wassergärten eher ausbleiben? Für Gerd Franke hat der Schwund noch andere Gründe. "Der Rückgang liegt mit Sicherheit auch daran, dass viele unserer Kunden in einem eher höheren Alter sind. Und diese werden natürlich immer weniger." Die jüngeren Leute interessierten sich heutzutage nicht mehr so sehr für einen schönen Gartenteich. "Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass es eben nicht damit getan ist, ein Loch zu buddeln und es mit Wasser zu füllen. Ein Teich ist doch ein bisschen mehr Arbeit, die auch die entsprechende Zeit in Anspruch nimmt." Diese "Arbeitsverweigerung" beobachtet Franke aber auch bei vielen seiner älteren Kunden. "Es ist ganz klar, dass die Leute, die momentan noch einen Teich haben, ganz darauf setzen, die Arbeit an diesem auf ein Minimalmaß zu reduzieren. Daher verkaufen wir in der jüngeren Zeit auch verstärkt Trommelfilter und andere Geräte, die die Arbeit am Teich so kurz wie möglich halten sollen", sagt Franke. Diese Denkweisen noch einmal ins Gegenteil umzukehren, sei sicher nicht einfach, betont der Teichprofi. "Darüber hinaus denke ich, dass bei den meisten Leuten der Gartenteich einfach nicht mehr im Trend ist, unabhängig von Arbeit oder Kosten. Und wenn ein Trend vorbei ist, dann kann man auch die Preise senken und es kommt dennoch keiner." Gute Bilanz in Oldenburg Bewegt man sich nun auf der Fachhandelskarte vom Nordwesten in Unna in den Norden nach Oldenburg, begegnet einem mit dem Unternehmen Sui Jin Teichprodukte - Koi ein Vertreter der Gartenteich-Zunft, der die Dinge in einem eher helleren Licht sieht. "Bei uns hat sich das Segment Teich im Zubehör- und Lebendtierbereich, betrachtet man die letzten Jahre, stetig wachsend gezeigt. Wir hatten zwar 2013 eine Stagnation, dafür aber 2014 Zuwachsraten von bis zu 20 Prozent", erklärt Geschäftsführerin Susanne Hoinkis. Als absolute Renner in ihrem Geschäft sieht Hoinkis vor allem Koifutter, Fadenalgenvernichter sowie Filtermedien. Gerade beim Koifutter hat die Geschäftsführerin allerdings einen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit festgestellt. Beim Koifutter erleben wir gerade einen Preiskampf ohne Beispiel. Das bedeutet, dass gutes Futter vom Markt zwar unbedingt verlangt, der dafür höhere Preis aber so gut wie nie toleriert wird." Einen Kampf beim Preis sieht Hoinkis auch bei UVC-Geräten und Teichpumpen. "Gerade dort haben wie einen sehr starken Preisverfall bemerkt." "Viel Beratung notwendig" Ein anderes Thema ist, wie auch bei vielen anderen Zoofachhändlern, das Thema Internet, das immer noch für Ärger sorgt. "Der Online-Kauf steigt in den letzten Jahren immer mehr an. Zeitgleich bemerken wir auch einen zunehmenden Missbrauch der Fachhandelsberatung vor Ort", sagt Hoinkis. So komme es häufig vor, dass vor Ort zwar lange beraten, das Produkt dann allerdings schließlich online gekauft wird. Dies zeige aber auch deutlich, dass trotz dem Internet der Bedarf an Fachberatung sehr hoch sei. "Das ganze Thema ist sehr beratungsintensiv, um auch Hintergründe einer Teichanschaffung zu erfahren und dem Kunden eine individuelle Gestaltung zu ermöglichen. Zudem müssen Filtertechnik und Pumpen genau den Anforderungen genügen", so Hoinkis. Oftmals sei jedoch das Problem, dass die Fachkräfte für solche Beratungen fehlten und der Kunde sich selbst überlassen bleibt. "Ein Koi ist kein Goldfisch" Viel Beratung braucht es auch beim Lebendtier, sprich bei den Fischen, genauer gesagt bei den Koi-Karpfen. "Inzwischen haben viele Leute festgestellt, dass ein Koi eben doch kein Goldfisch ist", resümiert Hoinkis. "Vielmehr haben die Leute erkannt, dass so ein Koi einen immensen Pflegeaufwand bedeutet und die tierärztliche Betreuung sehr hoch ist." Dieser große Aufwand spiegelt sich natürlich auch in den Kosten wider. "Oftmals werden die Koi deshalb auch wieder abgeschafft." Dennoch gebe es noch viele Leute, die bereit seien, für einen Koi Geld auszugeben. Die Schmerzgrenze liegt dabei bei den Normalverbrauchern bei circa 250 bis 300 €. Danach folge dann der Kenner, der durchaus bereit sei, für einen Tosai, das sind einjährige Tiere, auch 500 € auszugeben. Bei den schon angesprochenen Goldfischen sind im Übrigen bunte Sorten gefragt. "Der normale rote Goldfisch ist out", so Hoinkis. Und von bunten Goldfischen ist es ja dann wiederum auch nicht mehr weit zu bunten Koi.
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