Heimtierbranche macht Druck auf die Politik

Ohne Gas gibt‘s kein Futter mehr

Wenn dieser Dalmatiner wüsste, dass im schlimmsten Fall seine regelmäßige Ernährung mit Fertignahrung auf dem Spiel steht!(Quelle: Huskyherz, Pixabay)
Wenn dieser Dalmatiner wüsste, dass im schlimmsten Fall seine regelmäßige Ernährung mit Fertignahrung auf dem Spiel steht!
13.07.2022

Wie eng das Schicksal der Heimtierbranche mit den Ereignissen der Weltpolitik verbunden sein kann, zeigt die Ungewissheit darüber, wie lange Russland Deutschland noch mit Gas versorgen wird. Entsprechend nervös verfolgen besonders die Hersteller von Heimtiernahrung derzeit, ob nach der am 11. Juli begonnenen Wartung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 Russland den Gashahn wieder aufdrehen wird.

Nord Stream 1 ist eine Pipeline, die Erdgas von Russland nach Europa befördert. Die Leitung ist seit 2011 in Betrieb und transportiert Gas unter der Ostsee bis nach Greifswald. Von dort aus wird das Gas über verschiedene Pipelines nach ganz Deutschland gefördert.

Eine Inspektion der Pipeline findet in der Regel jedes Jahr statt und dauert laut Bundesnetzagentur etwa zehn Tage lang. Von einer Routineuntersuchung kann in diesem Jahr vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs nicht die Rede sein. Denn: Es ist nicht auszuschließen, dass Russland nach den Wartungsarbeiten den Gashahn einfach zudrehen wird.

Die Heimtierbranche würde ein solcher Schritt schwer treffen. Im schlimmsten Fall könnte die Futtermittelversorgung für die Heimtiere in Deutschland stark beeinträchtigt werden – darauf hat Katrin Langner, Geschäftsführerin des Industrieverbands Heimtierbedarf, schon Mitte Mai in einer Pressemitteilung hingewiesen. 47 Prozent aller deutschen Haushalte würden mit Heimtierprodukten versorgt werden, erläutert sie, bei Haushalten mit Kindern liege der Anteil sogar bei 69 Prozent.

In einem offenen Brief an die Bundesnetzagentur und die betroffenen Ministerien fordern die führenden Zoofachhandelsgruppen, der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe und der IVH deshalb die Politik dazu auf, die Versorgung der Heimtiere auch sicherzustellen, wenn Russland den Gashahn zudrehen sollte. „Sollte es durch die Einstellung von Gaslieferungen zu einer Einschränkung oder gar Stilllegung der Futtermittelproduktion in Deutschland kommen, fehlen hierdurch knapp 70 Prozent der Futtermittel im Markt“, heißt es in dem Schreiben wörtlich. Die Auswirkung auf die Produktion im europäischen Ausland sei hier noch nicht berücksichtigt und würde zu einer weiteren Reduktion des Angebotes führen.

Dr. Johannes Steegmann, Geschäftsführer der Fressnapf-Gruppe, hat diese Bedenken in einem Gespräch mit der „Lebensmittelzeitung“ nun erneuert und fordert, wie schon Langner vor ihm, die Politik dazu auf, die Heimtierbranche als systemrelevant einzustufen und so die Produktion aufrechtzuerhalten.

Bei der Energieversorgung ist der Großteil der herstellenden Unternehmen der Heimtierbranche in der Produktion auf die Versorgung mit Gas angewiesen. In Einzelfällen könnte zwar auf Öl umgestellt werden, aber auch das ist aufwändig und kostet Zeit. Relevante Einsparungen, so Langner, sind in diesem Zusammenhang systembedingt nicht möglich. „Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben muss Heimtiernahrung in jedem Fall hoch erhitzt werden – hier ist kein Raum für Einsparungen“, erklärt sie die besondere Lage der Heimtierbranche.

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