Der globale Markt für Tiergesundheitsprodukte wurde laut dem Marktforschungsunternehmen Global Market Insight im Jahr 2023 auf 186,1 Mrd. Dollar geschätzt. Für den Zeitraum von 2024 bis 2032 wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von sechs Prozent prognostiziert – bis 2032 soll das Marktvolumen auf 321,9 Mrd. Dollar anwachsen. In dieser Summe enthalten sind nicht nur pharmazeutische Produkte und Impfstoffe – auch für Nutztiere –, sondern ebenso Nahrungsergänzungsmittel, Fellpflegeprodukte, Tierversicherungen und weitere Dienstleistungen, die der Gesundheit von Tieren dienen.
Auch in Deutschland zeigt sich ein deutliches Wachstumspotenzial, insbesondere im Bereich Tiergesundheit und Naturprodukte. „Wir erwarten eine weiterhin steigende Nachfrage nach hochwertigen, natürlichen Ergänzungsmitteln sowie innovativen Pflegeprodukten“, bestätigt Matthias Scheinhütte, Prokurist und CFO beim Hersteller Canina Pharma. Für das Unternehmen aus Hamm bedeutet das, die Position als vertrauenswürdiger Anbieter weiter auszubauen und neue Produkte zu entwickeln.
Wie stark das Thema Tiergesundheit an Bedeutung gewinnt, zeigt sich an verschiedenen Entwicklungen: Projekte wie „Dr. Fressnapf“, die zunehmende Vernetzung von Zoofachleuten und Veterinärmedizinern auf Fachmessen wie der Deutschen Vet oder die Zusammenlegung des ZZF-Symposiums (Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe) mit dem bpt-Kongress (Bundesverband praktizierender Tierärzte) sind nur einige Beispiele.
Auch die emotionale Bedeutung von Haustieren für den Menschen rückt stärker in den Fokus. „Heimtierhaltung sollte als Indikator für Gesundheit in die europäischen Gesundheitsindikatoren aufgenommen werden, damit die Forschungen über die Auswirkung auf die Gesundheit vertieft werden können“, fordert Dr. Stefan Hetz vom ZZF. Studien belegen die positive und beruhigende Wirkung von Haustieren auf Menschen aller Altersgruppen.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Tiere selbst gesund und stressfrei sind. „Nur wenn sich Tiere wohlfühlen, können sie Positives bewirken“, betont Diplom-Psychologin Prof. Andrea Beetz. Tiergesundheit ist somit auch ein zentraler Bestandteil des menschlichen Wohlbefindens.
Zunehmende Gesundheitsprobleme
Die Haustier-Studie 2024/2025, durchgeführt von Takefive-Media in Kooperation mit dem Horse Future Panel, zeigt: Mehr als zwölf Prozent der Haustiere leiden an einer Krankheit – ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber vor vier Jahren. Gleichzeitig gaben 26 Prozent der rund 2.000 befragten Tierhalter an, tierärztliche Leistungen aufgrund gestiegener Kosten zu überdenken. Im Gegenzug steigt die Akzeptanz für Nahrungsergänzungsmittel, CBD-Produkte, alternative Proteinquellen und innovative Gesundheitslösungen für Haustiere.
Auch der „Rudelreport“ von Diplom-Wirtschaftspsychologin Jessica Schwamborn liefert interessante Einblicke: Zehn Prozent der 1.117 befragten Hundehalter füttern Spezialfutter aufgrund von Erkrankungen oder Allergien. Getreidefreies Futter ist für 27 Prozent relevant, fünf Prozent setzen auf Insekten- oder Monoprotein, vier Prozent auf vegane oder vegetarische Alternativen.
Ein glänzendes Fell gilt als Zeichen für ein gesundes Tier. Bei Hunden ist Fellpflege essenziell, um Krankheiten, Parasiten und Verfilzungen vorzubeugen sowie die Schutzfunktion von Haut und Haar zu erhalten. Der Pflegebedarf variiert je nach Rasse, doch regelmäßige Pflege ist für alle Hunde wichtig – auch das Baden mit geeignetem Hundeshampoo gehört dazu.
Bei Katzen kann stumpfes Fell auf Nährstoffmangel oder Erkrankungen hinweisen. Rund ein Drittel ihres täglichen Proteinbedarfs benötigen sie allein für die Gesunderhaltung von Haut und Fell. Ergänzungsprodukte mit Aminosäuren, Omega-3- und -6-Fettsäuren oder Zink können hier unterstützend wirken.
Ein Beispiel für innovative Ansätze liefert das niederländische Unternehmen Protix. Eine Studie der Bundesuniversität Paraiba in Brasilien belegt, dass dessen ProteinX aus Schwarzfliegenlarven die Hautbarriere von Hunden stärkt. Diese ist entscheidend für die Hydratation und den Schutz vor Infektionen. Zudem wurden Biomarker für oxidativen Stress reduziert – ein Hinweis auf ein gestärktes Immunsystem.
Maßgeschneiderte Pläne
Der Trend zu natürlichen, bio-zertifizierten Tiernahrungsprodukten ohne künstliche Zusatzstoffe hält an.
„Unser Ansatz ist es, nachhaltige Rohstoffe zu verwenden und unsere Produktionsprozesse kontinuierlich zu optimieren, um noch umweltverträglicher zu werden“, erklärt Canina-CFO Scheinhütte. Für 2025 und 2026 plant das Unternehmen die Einführung neuer Produkte auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe.

Auch andere Anbieter setzen auf Innovation: Bewital präsentierte auf der Zoomark neue Drinks und „Drinks & Care“-Produkte für Katzen, die die Flüssigkeitsaufnahme bei Trockenfutter ergänzen sollen.
Neben funktionalen Futtermitteln mit Vitaminen, Mineralstoffen oder Nährstoffen für Immunsystem oder Gelenke gewinnen rassespezifische Rezepturen und maßgeschneiderte Ernährungspläne an Bedeutung. „Wir beobachten einen Trend hin zu personalisierten Lösungen, die auf individuelle Bedürfnisse des Tiers abgestimmt sind“, so Scheinhütte. Dazu zählen etwa Allergien, Alter oder Aktivitätsniveau.
Das Vergleichsportal Check-for-Pet hat aus knapp 62.000 Futter-Testberichten die zehn häufigsten Futterunverträglichkeiten und Allergien bei Hunden ermittelt. Angeführt wird die Liste der Unverträglichkeiten von Getreide (44,7 Prozent), gefolgt von Huhn (15,3 Prozent), Rind (11,3 Prozent), Schwein (6,1 Prozent) und Geflügel (5,3 Prozent).
Bei den Allergien liegt Flohspeichel mit 22,3 Prozent vorn, gefolgt von Getreide (20,8 Prozent), Milben (11,6 Prozent), Pollen (10,3 Prozent) und Schwein (8,2 Prozent). „Viele Hunde leiden still, und typische Symptome wie Juckreiz, Durchfall oder Appetitlosigkeit werden oft falsch gedeutet“, warnt Alexander Felde, Geschäftsführer von Check-for-Pet.

Gestiegene Nachfrage
Auch der Fachhandel reagiert auf die gestiegene Nachfrage nach Gesundheitsprodukten. Bei Zoo & Co. umfasst das Modul Tierapotheke hunderte Produkte der Sagaflor zu Themen wie Gelenke, Verdauung, Haut- und Fellpflege bis hin zu Zahnpflege. Ergänzt wird das Sortiment durch Zubehör wie Halskrausen, Tragehilfen oder ein Unterwasserlaufband zur schonenden Rehabilitation nach Operationen.
Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch CBD. „Wir sehen die zunehmende Akzeptanz und wissenschaftliche Erforschung ihrer positiven Effekte auf Stressreduktion, Schmerzmanagement und allgemeines Wohlbefinden, sind aber mit eigenen Produkten noch zurückhaltend“, berichtet Canina-CFO Scheinhütte. Entzündungshemmende und angstlösende Eigenschaften sind gut dokumentiert – entscheidend sind jedoch Qualität, Dosierung und tierärztliche Beratung. Auch Fressnapf, das zahlreiche CBD-Produkte im Sortiment führt, weist auf diese Aspekte hin.

Technologische Innovationen und Digitalisierung halten ebenfalls Einzug in die Heimtierbranche – etwa durch Smart-Feeder, GPS-Tracker, Telemedizin oder Apps zur Überwachung von Ernährungsplänen und Gesundheitsdaten. Ein aktuelles Beispiel ist Care-Pet von Domethics, das auf der Zoomark mit dem „Next Award for Pet Innovators“ ausgezeichnet wurde. Das smarte Haustierbett misst in Echtzeit Vitalwerte wie Herzfrequenz, Atmung und Schlafqualität sowie Umgebungsbedingungen – steuerbar per App. Gründer Mirko Bretto sucht derzeit über Crowdfunding Unterstützer für die Serienproduktion.