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Artgerecht oder gefährliche Mode?

Immer mehr Tierhalter möchten ihren Hund oder ihre Katze "barfen", also ausschließlich mit rohem Fleisch und Rohkost ernähren. Eine jüngst veröffentlichte Doktorarbeit zeige aber, dass mit Rohfleisch gefütterte Tiere deutlich häufiger unter Durchfall leiden als andere Vierbeiner, stellt die Tierärztin und Journalistin Thekla Vennebusch fest.
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 Die Abkürzung B.A.R.F. steht für "Biologisch Artgerechtes Rohes Futter". Kombiniert werden dabei rohes Fleisch und Innereien mit Knochen, Gemüse, Obst, Milchprodukte, Öle und Zusätzen wie z. B. Eierschalen, Knochenmehl, Seealgen oder Mineralstoffpulver, die eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung gewährleisten sollen. Hinter dieser Rohfütterung steckt der Gedanke, Hunde und Katzen naturnah und damit artgerecht zu ernähren. Anfangs, als das Barfen neu aufkam, galt es als "gesunde, alternative Gegenbewegung" zu kommerzieller Fertignahrung. Inzwischen aber werden die Zutaten für das Barfen im großen Stil und damit ebenso kommerziell vertrieben wie Fertigfutter. Was also ist besser: Barfen, selber Kochen oder Fertignahrung? "Alles ist möglich", sagt Dr. Natalie Dillitzer, Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung, tätig in eigener Ernährungsberatungspraxis, die gerade eine umfassende Studie zum Barfen begleitet. "Denn die Rohfütterung ist - vorausgesetzt sie wird bedarfsgerecht gemacht -nicht besser oder schlechter als selbst zubereitete, gekochte Nahrung oder ein gutes Fertigfutter. Jedoch ist die Gefahr der Knochenfütterung und Infektion über Krankheitserreger im rohen Fleisch nicht zu unterschätzen." Und auch bei Allergien oder sensibler Verdauung sei das Barfen anderen Fütterungsformen nicht über- oder unterlegen. "In diesen Fällen ist es lediglich entscheidend, bestimmte Zutaten zu meiden. Bei Getreideallergikern z. B. Getreide, bei Allergien gegen Rindereiweiß muss auf Rinderfleisch verzichtet werden. Eine Spezialnahrung aus der Tierarztpraxis ist dafür ebenso geeignet wie eine exakt zusammengestellte Barf-Ration oder selbst gekochte Mahlzeiten", erklärt die Expertin. Vorraussetzung dafür, dass Barfen eine ausgewogene Fertig-nahrung ersetzen kann, ist also die bedarfsgerechte Zusammenstellung der Zutaten. Einfach aus dem Bauch heraus, funktioniert das leider nicht. "Ein bisschen Fleisch, ein bisschen Obst, ein paar Nüsse, etwas Kokosöl und Heilerde - fertig ist die Mahlzeit - so geht es nicht. Denn ein Hund mit 60 kg Körpergewicht hat zum Beispiel einen viermal so hohen Kalziumbedarf wie ein entsprechend schwerer Mensch, und der lässt sich nun einmal selbst über große Mengen Hüttenkäse beim besten Willen nicht decken. Nimmt man stattdessen Knochen, die einen sehr hohen Kalziumanteil haben, kann es dagegen zu einem so genannten ,Knochenkot' kommen und damit zu schweren Verstopfungen…
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