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Interzoo – Nabel des Heimtierimperiums

Ende Mai präsentiert sich die internationale Heimtierbranche auf der Interzoo in Nürnberg. Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg erklärt, wie die Messe auch bei der Entkräftung von Vorurteilen gegenüber der Heimtierhaltung helfen kann.
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Die Entwicklung der Heimtierbranche konnte ich hautnah miterleben. Als Schulkind war ich Stammkunde bei einem Zoofachhändler in Hamburg. Das Geschäft lag auf meinem Schulweg und zog mich magisch an. Dort konnte man Goldfische bewundern und in der Exotenecke auch Guppys. Weiße Mäuse wuselten herum, und Laubfrösche saßen in ihrem Terrarium. Ich kaufte dort Wasserflöhe für mein 60-l-Vollglasaquarium, in dem selbst gefangene Karauschen und Elritzen schwammen. Eingeschleppte Libellenlarven reduzierten ab und an den Jungfischbestand. Konnte man damals von einer Heimtierbranche sprechen? Ich weiß es nicht. Die Zoofachhändler waren im Wesentlichen Naturfreunde, die entdeckt hatten, dass ihre Hobby­tiere sich bei geringem Aufwand flott vermehrten und man sie verkaufen konnte. Was für eine Entwicklung zur heutigen Szene, die sich in ihrer Vielseitigkeit auf der Interzoo präsentiert. Ein weltweites Imperium hat sich entwickelt und deckt alles ab, was mit Heimtieren zu tun hat. Allein die Vielfalt der Tierarten: Noch vor wenigen Jahren kam ich in meiner Rundfunksprechstunde ins Schwitzen, wenn ich nach mongolischen Rennmäusen gefragt wurde. Im Studium endeten die Heimtierarten nämlich bei Kaninchen. Interzoo hilft Kritik zu entkräften Aber mit der Popularität kam auch Kritik. Die beruht im Wesentlichen auf drei Säulen: Erstens, die Heimtierhaltung ist Tierquälerei, denn Heimtiere gehören in die freie Natur. Zweitens, die Einfuhr von „Exoten“ beschleunigt das Artensterben, und Drittens, der Umgang mit Heimtieren schädigt die menschliche Gesundheit. Ein Rundgang auf der Interzoo bietet Gelegenheit, sich zu dieser Kritik fachkundige Kommentare zu beschaffen. Generell gesagt, hier gibt es alles, was Heimtieren gut tut. Zum Vorwurf der Tierquälerei: Es ist beklagenswert, dass manche Tierfreunde ihre warmen Gefühle nicht in artgerechte Haltung umsetzen. Oft wird das Tier gekauft und dann wird das Gehege als zu teuer zurückgewiesen. Das ist der ewige Kampf der Zoofachhändler um artgerechte Haltung. Und das Artensterben? Schlimm, doch wieso sollen die Importe von exotischen Heimtieren daran beteiligt sein? Was ist mit den fast ausgestorbenen Chinchillas, was mit seltenen Papageienarten, die inzwischen in menschlicher Obhut nachgezüchtet werden? Suchen Sie doch bitte auf der Interzoo nach seltenen Tierarten, die der Natur entnommen wurden. Stöbern Sie dann nach Tierarten, für deren Überleben in freier Natur vonseiten des Zoofachhandels intensive Anstrengungen unternommen…
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