Foto: Efraimstochter, Pixabay
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Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg

Tiersammeln ist eine Krankheit

"Animal Hoarding" gilt als ernstzunehmende, psychische Erkran­kung. Damit der Zoofachhändler in einer Konfrontation mit einem Tiersammler weiß, wie er sich verhalten soll, gibt Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg ratsame Tipps.
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"Animal Hoarding" beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen können. Ich wurde bereits beruflich mit dem Thema "Animal Hoarding" konfrontiert: Der Mann war ein gut situierter Akademiker, dessen Anruf besorgt klang: "Ich habe Probleme mit meinen Katzen." Er wohnte in einem Haus mit einem ehemaligen Schweinestall als Anbau. In dem Stall vegetierten etwa 20 Katzen, abgemagert und verwahrlost. Darunter Mutterkatzen mit ihren Welpen, alle hatten vereiterte Augen, Katzenschnupfen im letzten Stadium. Der Halter war besorgt, jedoch nicht schockiert. "Was raten Sie mir? Die Katzen fressen mich langsam arm!" Mein Rat, die halbwegs gesunden Tiere auf die nächsten Tierheime verteilen, Kater und Katzen kastrieren, die Schwerkranken unter Antibiotika setzen. "Nein, ich kann sie nicht weggeben. Antibiotika könnten schaden, operieren würde ihnen wehtun!" Das war ein klarer Fall von "Animal Hoarding", dem krankhaftem Tiersammeln. 
"Animal Hoarding" ist nach neuerlicher Ansicht keine Untugend oder keine Marotte sondern eine ernsthafte psychische Erkrankung, wie Alkoholismus. Es werden die verschiedensten Tierarten gesammelt. Oft wer­den Pferde, Hunde, Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen gesammelt. Also u.a. auch Tiere, die im Zoofachhandel eine bedeutende Rolle spielen. Doch was ist zu unternehmen, wenn man als Zoofachhändler auf einen echten Tiersammler stößt? 

Gespräch suchen

Zunächst einmal größte Vorsicht, denn diese verhängnisvolle Neigung wird von den Betreffenden mit teilweise aggressivem Nachdruck abgestritten. Genauso wie der Alkoholkonsum vom Alkoholiker. Wie immer haben Sie es als Fachmann besonders schwer.
Wenn ein Kunde öfter und in ungewöhnlicher Anzahl bei Ihnen Tiere kauft, ist das verdächtig. Sie werden mit ihm ins Gespräch kommen und könnten ihre Hilfe und ihren Rat anbieten. 
Wie hat er so viele Tiere bei sich untergebracht? Das möchten Sie doch gern einmal sehen. Bitte beachten, es erscheint dem Betreffenden völlig normal, eine große Anzahl von beispielsweise Meerschweinchen in seiner Einzimmerwohnung zu beherbergen. Er möchte auch gern zeigen, welche Tiere er gerettet hat.
Und wenn man auf unhaltba­re Zustände stößt? Auf keinen Fall aktiv helfen wollen…
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