Die Umsätze in der Heimtierbranche zeichnen sich momentan zwar nicht durch großes Wachstum aus, aber die Zahl der Haustiere in Österreich wächst weiter – demnach sind es aktuell über 836.000 Hunde und 2,019 Mio. Katzen. Fast jeder zweite Haushalt (47 Prozent) hat hier ein Haustier. Auch in der Schweiz hat sich die Branche in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld behauptet. Hier leben laut dem europäischen Verband Fediaf 515.000 Hunde und 1,52 Mio. Katzen. 43 Prozent aller Haushalte haben mindestens einen Hund oder Katze.
„Ohne Frage ist das Marktumfeld deutlich volatiler als noch vor zwei Jahren“, gibt Felix Goral zu, der Geschäftsführer von Das Futterhaus Österreich. „Eine Herausforderung ist der zunehmende Werbedruck im Wettbewerb um Kunden, der auch in der Heimtierbranche spürbar ist.“ Der Anteil der Aktionskäufer steige und Kunden seien deutlich preissensibler, berichtet er weiter. „Als etablierter Händler mit einer starken Marke profitieren wir von unserem großen, loyalen Kundenstamm.“ Mit dem Geschäft ist Goral zufrieden: „Unsere Umsätze entwickeln sich weiterhin stabil auf dem Niveau des Vorjahres.“
Auch Katharina Miklauz, Gründerin und Creative Director Petco, sagt, dass „wir tatsächlich aktuell eine Phase der Konsolidierung erleben – das große Wachstum der vergangenen Jahre hat sich etwas abgeschwächt.“ Gleichzeitig zeige sich jedoch klar, dass Heimtiere weiterhin einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen. „Wir sehen darin eine stabile Basis und eine Chance für starke Marken, sich langfristig zu behaupten.“
In diesem herausfordernden Marktumfeld sei es entscheidend, sich klar zu positionieren, auf echte Markenwerte zu setzen und Vertrauen bei Konsumenten und Handel aufzubauen, so Miklauz. „Mit unseren Marken ‚Dog's Love‘, ‚Cat's Love‘ sowie ‚Wow Dog‘ und ‚Wow Cat‘ verzeichnen wir nach wie vor ein solides Wachstum.“ Das bestärke sie in ihrem Ansatz: „Premium-Qualität, Transparenz und ein klarer Fokus auf das Tierwohl sind kein Trend, sondern eine Haltung.“
Trotz insgesamt stagnierender Marktentwicklung im Heimtierbereich blicke er sehr positiv auf das laufende Geschäftsjahr, stößt Ralph Anton Leitner, Geschäftsführer Dogsworld, in dasselbe Horn. Sowohl bei hochwertiger Tiernahrung – insbesondere mit den Marken „Belcando“ und „Leonardo“ – als auch mit eigenen maßgefertigten Premiumprodukten wie der „Dogsworld Box“ verzeichne er eine konstant hohe Nachfrage. „Tatsächlich sehen wir uns in einzelnen Produktlinien mit Auslastungen konfrontiert, die zu Lieferzeiten von bis zu 14 Wochen führen – ein Luxusproblem, aber auch eine Herausforderung.“
Leitner führt aus: „Im Gegenzug beobachten wir bei klassischen Handelsprodukten wie Leinen, Kratzbäumen oder Näpfen eine spürbar rückläufige Nachfrage.“ Er beklagt eine Marktverzerrung durch extrem günstige Plattformanbieter wie Temu oder Shein, die Produkte weit unter Einstandspreis direkt an Endkunden vertreiben.



Digitale Ansprache
Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Kunden sei größer denn je und diese entschieden immer öfter kanalübergreifend, meint Goral. „Umso wichtiger ist es, stationär zu überzeugen und Vertrauen zu schaffen und gleichzeitig digital zu ergänzen, um Kundenbindung aufzubauen.“ Der Kunde erwarte die digitale Ansprache, etwa in Form von Aktionen und Coupons via App.
„Transparenz, Funktionalität und Nachhaltigkeit bleiben zentrale Themen – zu Recht: Sie sind entscheidend für die Zukunft der Heimtierbranche“, glaubt Miklauz. Verbraucher wollten wissen, woher die Zutaten stammen, wie produziert wird und was tatsächlich im Napf landet. „Funktionalität spielt vor allem bei ernährungsphysiologischen Bedürfnissen eine große Rolle – besonders im Bereich der Nahrungsergänzung.“ Gleichzeitig erwarteten Handel und Endkunden heute „mehr als ein gutes Produkt: Es geht um Identifikation, Vertrauen und Austausch.“ Deshalb setze Petco stark auf den Aufbau von Marken-Communities und Kundenbindung.
„Im Futtermittelbereich erkennen wir insbesondere bei Hunden eine zunehmende Nachfrage nach Feuchtnahrung“, hat Leitner bei Dogsworld beobachtet. Der Wunsch nach Vielfalt, Geschmack und artgerechter Ernährung stehe hier klar im Vordergrund, während der Bereich Juniorprodukte stagniere. „Im Katzensegment sehen wir hingegen eine bemerkenswerte Dynamik: Der Markt entwickelt sich klar in Richtung High Premium.“ Qualität, Herkunft und Inhaltsstoffe stünden bei der Kaufentscheidung wieder stärker im Fokus.
Ähnlich sehe es im Zubehörbereich aus. „Es zeigt sich ein klarer Trend zu individuellen Lösungen: Alles, was maßgeschneidert oder anpassbar ist, wird stark nachgefragt.“ Standardprodukte verlören hingegen an Relevanz.
Das Futterhaus biete Tierhaltern Sortimentsbreite und sehe Eigenmarken als sinnvolle Ergänzung zu starken Fremdmarken, erklärt Goral. Nachhaltige Produkte spielten dabei ebenso eine Rolle wie diätetische Futtermittel. „Im vergangenen Jahr haben wir mehr neue Eigenmarkenprodukte entwickelt als jemals zuvor.“
Im Premiumsegment reiche ein durchschnittliches Produkt nicht mehr aus, weiß Miklauz. „Es braucht echte Differenzierung – durch Qualität, Inhalt und Haltung.“ Deshalb entwickele Petco seine Sortimente laufend weiter: funktionale Ergänzungen, neue Texturen, innovative Verpackungslösungen.
„Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Gesundheit als Wachstumstreiber: Mit unserem neuen Projekt, dem Dogsworld Campus, gehen wir bewusst einen Schritt weiter“, kündigt Leitern an. „Weg von der reinen Produktorientierung – hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Wissen, Verantwortung und Erlebnisse miteinander verbindet.“ Der Campus stehe für moderne Aus- und Weiterbildung rund ums Thema Hund, ob im Bereich Agility, Alltagstraining, Zucht oder Ernährung.