Klare Regeln und Aufklärung sind gefordert

ZZF-Polit-Talk zu Qualzuchten

Antje Schreiber, Norbert Holthenrich, Anna Aeikens, Volker Ennenbach, Silvia Breher, Prof. Dr. Achim Gruber, Dr. Christine Bothmann und Gordon Bonnet (v.l.n.r.) beim Parlamentarischen Abend des ZZF. (Quelle: WZF; Sebastian Bolesch)
Antje Schreiber, Norbert Holthenrich, Anna Aeikens, Volker Ennenbach, Silvia Breher, Prof. Dr. Achim Gruber, Dr. Christine Bothmann und Gordon Bonnet (v.l.n.r.) beim Parlamentarischen Abend des ZZF. 
12.11.2025

Das Interesse am Parlamentarischen Abend des Zentralverbands der Heimtierbranche, der sich dem Thema „Qualzucht verhindern“ widmete, war groß: Rund 80 Gäste fanden sich im Jakob-Kaiser-Haus in Berlin ein. Unter der Schirmherrschaft von MdB Anna Aeikens (CDU), Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, hatte der ZZF am 3. November ins Haus der Parlamentarischen Gesellschaft eingeladen.

Auch Silvia Breher, Bundestierschutzbeauftragte und Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, sowie die Landestierschutzbeauftragten aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen waren dabei. Ebenso stark vertreten wie die Akteure aus dem tierpolitischen Berlin waren die Verbände der Tierärzteschaft und weitere Verbände der Heimtierbranche.

Mit Blick auf die gescheiterte Reform des Tierschutzgesetzes im letzten Jahr sieht der ZZF dringenden Handlungsbedarf: „Das Problem von Zuchtformen mit extrem ausgeprägten Merkmalen, die zu Tierleid führen, besteht ja weiter“, führte ZZF-Präsident Norbert Holthenrich aus. „Es fehlt eine einheitliche rechtliche Grundlage, die klar definiert, in welcher Ausprägung ein Merkmal oder eine Zuchtform als Qualzucht gilt.“ Er plädierte für die Aktualisierung des wissenschaftlichen Gutachtens zur Auslegung von §11b des Tierschutzgesetzes aus dem Jahr 1999. Der Schutz von Heimtieren dürfe nicht von veralteten Kriterien abhängen. Auch Aufklärung sei ein entscheidender Beitrag – nicht nur auf Social Media, sondern gerade auch in schulischen Lehrplänen, die Tierwissen, Tierschutz und tiergestützte Pädagogik integrieren.

Die Folgen von Qualzuchten sieht Professor Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin und Autor des Buches „Das Kuscheltierdrama“, beinahe täglich vor sich auf dem Autopsietisch. Mehr als 80 krankhafte Veränderungen als Nebenwirkungen gewünschter Zuchtziele wie Gigantismus oder Kindchenschema seien heute bekannt – und würden billigend in Kauf genommen, weil „Hunde immer mehr als Markenprodukte betrachtet werden.“

In der von ZZF-Kommunikationsleiterin Antje Schreiber moderierten Gesprächsrunde forderte Gruber daher klare Regeln. Als Vorbild nannte er die Niederlande mit spezifischen Grenzwerten für die Zucht; hier muss etwa die Schnauze des Hundes ein Drittel der Kopflänge aufweisen.

Dr. Christine Bothmann, Präsidentin des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), kritisierte im Kampf gegen Qualzuchten und ihre Folgen ebenfalls das legislative Defizit: Tierärzten fehle bislang eine klare Handhabe in Form von gerichtsfesten Vorgaben. Eine Beschränkung des Marktes über Maßnahmen wie eine Positivliste lehnte Bothmann ab, da Verbote die Nachfrage eher attraktiver machen würden. Auch Gruber sprach sich deutlich gegen eine Positivliste aus.

Neben gesetzlichen Vorgaben sei ein Umdenken in der Gesellschaft entscheidend: Qualzuchten sind weder niedlich noch schick, sondern aufgrund ihrer Leiden bedauernswert.

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