Tierarzt Dr. Spangenberg, Schlangen, Foto: sipa, Pixabay
Grausam oder der Lauf der Natur? Foto: sipa, Pixabay
pet plus

Tierarzt Dr. Spangenberg

Fressen oder gefressen werden?

Darf man Schlangen, Spinnen und Co. lebendige Tiere verfüttern? Ein Prozess zu diesem Thema sorgt aktuell in München für Aufsehen. Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg informiert über die biologischen Hintergründe.
pet immer dabei – Lesen Sie, wo, wann und wie Sie wollen.
  • Print-Ausgabe direkt per Post
  • Ausgaben auch als E-Magazin
  • Immer verfügbar – auf PC und Mobil
  • Online-Archiv seit 1996
Abonnement Print & Online
Testangebot
Direkt weiterlesen
Ganz grob kann man die Tierwelt in Beute und Jäger einteilen. Die Beutetiere sind überwiegend Pflanzenfresser, ein typisches Beispiel ist das friedliche Schaf. Dem gegenüber steht der Wolf als Sinnbild des Jägers. Unter den im Zoofachhandel angebotenen Heimtieren befinden sich überwiegend Vegetarier, man denke nur an die Kaninchen oder Meerschweinchen. In freier Natur sind diese Tiere die Beute und damit Nahrung für eine Vielzahl von Jägern. Deshalb steckt eine nie endende Vorsicht und Scheu in ihren Genen. Das Signal für den letzten tödlichen Biss wird eingeleitet, wenn der Jäger die Zähne fletscht, und sie packt. Viele Tierfreunde zeigen (lächelnd!) die Zähne, wenn sie das geliebte Tier hochheben und unter merkwürdigen Geräuschen an sich pressen. Es dauert oft eine Weile, bis der vierbeinige Liebling sich an diese menschlichen Eigenarten gewöhnt hat und man ihn als zahm bezeichnen kann.
Doch auch Jäger werden im Zoofachhandel angeboten. Eine Reihe von ihnen findet sich bei den Fischen, von ihnen soll hier keine Rede sein, denn als typische Jäger sind die Spinnen und Schlangen anzusehen. (Vogel-)Spinnen sind attraktiv, ihre gruslige Erscheinung wird geschätzt, und sie sind relativ leicht zu halten. Alle Spinnen - ohne Ausnahme - erbeuten und fressen nur lebende Beute. Im Handel gibt es dafür Heimchen. Ins Terrarium gesetzt werden diese Insekten von der hungrigen Spinne mit ihren großen Fangzähnen gepackt. Dann injizieren die Spinnen durch eben diese Zähne ein Sekret in den Körper der Beute, das zuerst tötet und dann den Leibesinhalt verflüssigt. Dieser wird aufgesaugt, denn kauen können Spinnen nicht. Das erscheint uns grausam, ist aber der Lauf der Natur. Es gibt keine Alternative, man muss sich mit dieser Ernährungsweise abfinden, wenn man Spinnen halten will. 

So frisst die Schlange

Mit den Schlangen ist es so eine Sache. Giftschlangen wird man nicht pflegen wollen, die Gefahr ist zu groß, durch Unachtsamkeit gebissen zu werden. Aber Schlingnattern, vor allem die wunderschönen Kornnattern, werden oft und gern gehalten. Als Beute dienen ihnen in freier Natur kleine Säugetiere, Aas wird verschmäht. Die Schlange kann zwar nicht hören, nimmt aber die feinen Vibrationen auf dem Boden wahr und beißt blitzschnell zu. In Sekundenschnelle windet sie sich um den Körper der Beute und blockiert so die Atmung. Alles geht sehr schnell, dann erschlafft das Tier, es ist getötet und wird vom Kopf her langsam verschlungen. So leben Schlangen in Freiheit. Will man sie in…
Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch