Vor 45 Jahren begann Hunter mit einer kleinen Ledermanufaktur und ist heute eine international anerkannte Marke. Das Jahr 2025 markiert neben dem Jubiläum auch einen Neuanfang: Mit Co-CEO Jan Oßenbrink an der Seite von Nadine Trautwein setzen die Bielefelder seit Jahresbeginn auf eine Doppelspitze in der Geschäftsleitung. Chefredakteur Oliver Mengedoht hat sich mit ihm unterhalten, um herauszufinden, welche neuen Impulse er dem Traditionsunternehmen bringt.
Wie viele Produkte hat Hunter eigentlich?
Wir sind im Augenblick bei circa 4.800 Artikeln, aber das beinhaltet alle Varianten, also etwa ein Halsband in drei Farben und zehn Größen. Ziemlich viel – für mich ein bisschen zu viel in manchen Punkten. Klar, Hunter ist stark gewachsen und es wurden viele Line Extensions gemacht, aber manchmal ist es gut, zwischendurch nochmal zu schauen, das Category Management einzuspannen und mit internen wie externen Daten sowie Intuition ein zukunftsfähiges Portfolio der Zukunft zu entwickeln.
Warum eine Doppelspitze?
Das hat sich dadurch ergeben, dass Nadine und ich uns jetzt ein paar Jahre kennen und ich Hunter ja auch schon lange beraten und ein Jahr Interimsmanagement geleistet habe, da konnten wir uns noch besser kennenlernen. Ich war auch im Beirat von Mera Petfood und kenne daher die Branche etwas.
Wir kennen die Dynamik, die es auf der Welt gibt, und die damit verbundenen Anforderungen, eine zunehmende Anzahl von Aufgaben und Komplexität von innen wie außen. Da kam die Idee auf, ein bisschen mehr Tempo in Entscheidungen reinzubringen und im Idealfall auch Erfahrungswerte, die ich mitbringe, um zusammen mit dem ganzen Team Hunter auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben. Wir haben jeder unsere Bereiche, werfen uns aber auch gegenseitig die Bälle zu.

Weg von langweiligen Würgshops zu spannenden Workshops war ihre Devise bei dem Beratungsunternehmen Eigenland mit seinem Workshopkonzept, das sie vorher aufgebaut haben. Wie setzen sie das bei Hunter um?
Es geht immer darum, wie ich ein Ziel erreiche. Man kann 1.000 Karten schreiben oder bunte Charts malen, aber danach passiert trotzdem nichts. Wir wollen ja mit Hunter national und international die emotionalste Brand der Branche werden. Wenn ich Menschen bewegen will, muss ich sie emotional berühren. Dafür muss ich Leute einbinden, damit sie beteiligt sind, wir möglichst flache Hierarchien und hohe Eigenverantwortlichkeit haben und bei Bedarf auch mal kreative Methoden einsetzen, um ein guten Input-Output-Ergebnis zu bekommen.
Ich brauche Offenheit und Neugier und das gelingt oft am besten, wenn ich die Menschen emotional berühre, indem ich ein Zukunftsbild mit dem Zielzustand male – und dann geht es darum, wie kommen wir da hin? Aber als erstes müssen die Mitarbeiter da auch hinwollen. Wenn sie begeistert sind, kompetent und loyal und auch mal aus ihrer Komfortzone hinausgehen, dann erzielen wir auch zu die gewünschten Ergebnisse.
Was haben ihre ersten 100 Tage bei Hunter gebracht? Was haben sie für neue Impulse und Schwerpunkte setzen können?
Das können andere am besten beurteilen. Aber mein Weg war – obwohl ich das Unternehmen schon kannte –, nochmal viel zuzuhören, um zu lernen, wie Hunter tickt, wo Hunter steht und wo die Menschen stehen. Dann habe ich geschaut, was die wichtigsten Themen sind.
Das eine ist, dass wir uns natürlich Prozesse anschauen und versuchen, sie zu optimieren, um Zeit zu gewinnen. Der zweite Teil ist, die Menschen mit auf die Reise zu nehmen, damit sie auch Lust haben und verstehen, warum diese Veränderungen Sinn ergeben. Die schon erwähnte Überarbeitung des extrem gewachsenen Sortiments mit dem Category Management ist sicherlich eine ganz relevante Aufgabe, die wir angegangen sind.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Marke und Marketing. Aldi, Zara Home und Tschibo machen auch schöne und gute Sachen, die günstig sind. Unsere Aufgabe ist nun, dass wir effizient arbeiten und mit möglichst wenig Komplexität Artikel bringen, die sich klar von anderen Produkten abheben.
Und wie positionieren wir unsere Marken? Wir haben einerseits für das Thema Hund Hunter, ich sage immer Premium für viele Menschen. Style Cats für die Katze ist sehr designorientiert – und da können wir unser Potenzial in Zukunft noch deutlich besser ausschöpfen. Wir sind selbst nicht zufrieden mit dem, was wir bisher auf die Straße gebracht haben. Da werden wir definitiv deutlich mehr Gas geben. Und dann haben wir noch Cassie, eine schlummernde Marke. Seit ewigen Jahren ist Cassie als „Value for Money“-Marke positioniert, die es teilweise auch im LEH gibt.
Für Hunter bekommen wir viele Kooperationsanfragen, das ist eine extrem starke Marke. Aber wir dürfen uns nicht blenden lassen und müssen unsere Hausaufgaben für alle drei Marken machen: effiziente Prozesse, ein für Kunden attraktives Sortiment und im Markt die Potenziale noch mal ein bisschen mehr ausschöpfen, die es gibt. Wir wollen den Markt rocken!
Abschließend noch der Punkt: Gemeinsam sind wir erfolgreicher als jeder alleine. Das heißt, die übergreifende Zusammenarbeit an relevanten Themen ist wichtig. Natürlich hat jeder sein Aufgabengebiet, aber die Abteilung interessiert mich erstmal nicht. Es gibt eine Aufgabe und wenn einer damit sinnvoll arbeiten kann, ist es im ersten Schritt fast egal, in welchem Team diese Person sitzt.
Wie wollt ihr euch mit Partnerschaften im Fachhandel aufstellen?
Was mich nicht wirklich überrascht hat, aber doch positiv aufgefallen ist, wie eng der Dialog und Austausch mit dem Fachhandel ist. Und diese stabile Beziehung wollen wir definitiv weiter stärken.
Unsere Aufgabe ist es, Mehrwerte zu bieten, auch bei den Endkunden. Mensch und Tier müssen sagen „Wow, das will ich haben“ – auch wenn die Katze natürlich immer etwas wählerischer als der Hund ist.
Ich verstehe unter Partnerschaft, dass die Menschen, mit denen ich zu tun habe, klar, freundlich, offen und serviceorientiert sind – und das ist bei Hunter schon sehr stark ausgeprägt. Wir wollen zusammen etwas erreichen und Geld verdienen. Aber im Bereich Digitalisierung und Automatisierung haben wir auch intern Themen auf der Agenda, die für uns Effizienzgewinne bringen und sich idealerweise auch für unsere Partner auswirken.
Grundsätzlich verfolgen wir die Omnichannel-Strategie und der E-Commerce wächst ganz wunderbar. Aber wir schauen uns bestimmte Produktkategorien genau an und es kann sinnvoll sein, dass wir unsere Touchpoints über den bestehenden Handel hinaus erweitern, wie beispielsweise mit Cassie im Edeka, wo Hunter bewusst nicht positioniert wird. Es kommt auf die jeweilige Marke drauf an, wo und in welchem Segment.
Mit dem Thema Instore-Marketing haben wir mit dem Fachhandel noch mehr Möglichkeiten. Wir wollen Mitarbeiter in die Geschäfte schicken und haben bereits ein paar konkrete Planungen, sind aber auch offen für Ideen der Händler, die zusammen mit uns überlegen wollen.
Was für Neuigkeiten gibt es im Sortiment?
Wir haben immer Neues geplant und auch schon einiges für die Interzoo 2026. Wir haben den Anspruch an Innovation für unsere Produkte, dem Tier einen Mehrwert zu bieten. Für die Entwicklung haben wir uns auch gerade mit Dr. Julia Vietmeier verstärkt, einer Fachtierärztin für Chiropraktik. So haben wir auf unseren ersten „Vital Dog Days“ Laufbandanalysen gemacht, um neue Produkte zu entwickeln – bald bringen wir ein breites Schal-Halsband aus Leder auf den Markt. Dadurch wird der Druck gleichmäßiger auf mehrere Wirbel verteilt. Das ist viel gesünder, können wir uns als Menschen mit unseren Halswirbeln ja auch vorstellen.
Und das ist das Coole an Hunter, dass wir die Manufaktur haben, in der wirklich mit viel Liebe per Handarbeit aus besten Materialien Produkte hergestellt werden. So können wir auch nach der Laufbandanalysen Muster anfertigen und nach vorne in unseren Shop gehen, wo wir direkt mit Endkunden in den Dialog kommen und sehen, ob die Produktidee ankommt.
Stylecats ist noch relativ neu bei euch. Was habt ihr damit vor?
Katze ist ein superspannender Wachstumsmarkt. Wir haben die Kompetenz für das Thema aufgebaut. In vielen Unternehmen ist Katze genauso groß wie Hund und wir wollen uns nicht davon unterscheiden, und daraus ergibt sich unsere Zielsetzung: Vollgas bei Katze!



Wie wollt ihr euch mit Partnerschaften im Fachhandel aufstellen?
Was mich nicht wirklich überrascht hat, aber doch positiv aufgefallen ist, wie eng der Dialog und Austausch mit dem Fachhandel ist. Und diese stabile Beziehung wollen wir definitiv weiter stärken.
Unsere Aufgabe ist es, Mehrwerte zu bieten, auch bei den Endkunden. Mensch und Tier müssen sagen „Wow, das will ich haben“ – auch wenn die Katze natürlich immer etwas wählerischer als der Hund ist.
Ich verstehe unter Partnerschaft, dass die Menschen, mit denen ich zu tun habe, klar, freundlich, offen und serviceorientiert sind – und das ist bei Hunter schon sehr stark ausgeprägt. Wir wollen zusammen etwas erreichen und Geld verdienen. Aber im Bereich Digitalisierung und Automatisierung haben wir auch intern Themen auf der Agenda, die für uns Effizienzgewinne bringen und sich idealerweise auch für unsere Partner auswirken.
Grundsätzlich verfolgen wir die Omnichannel-Strategie und der E-Commerce wächst ganz wunderbar. Aber wir schauen uns bestimmte Produktkategorien genau an und es kann sinnvoll sein, dass wir unsere Touchpoints über den bestehenden Handel hinaus erweitern, wie beispielsweise mit Cassie im Edeka, wo Hunter bewusst nicht positioniert wird. Es kommt auf die jeweilige Marke drauf an, wo und in welchem Segment.
Mit dem Thema Instore-Marketing haben wir mit dem Fachhandel noch mehr Möglichkeiten. Wir wollen Mitarbeiter in die Geschäfte schicken und haben bereits ein paar konkrete Planungen, sind aber auch offen für Ideen der Händler, die zusammen mit uns überlegen wollen.
Was für Neuigkeiten gibt es im Sortiment?
Wir haben immer Neues geplant und auch schon einiges für die Interzoo 2026. Wir haben den Anspruch an Innovation für unsere Produkte, dem Tier einen Mehrwert zu bieten. Für die Entwicklung haben wir uns auch gerade mit Dr. Julia Vietmeier verstärkt, einer Fachtierärztin für Chiropraktik. So haben wir auf unseren ersten „Vital Dog Days“ Laufbandanalysen gemacht, um neue Produkte zu entwickeln – bald bringen wir ein breites Schal-Halsband aus Leder auf den Markt. Dadurch wird der Druck gleichmäßiger auf mehrere Wirbel verteilt. Das ist viel gesünder, können wir uns als Menschen mit unseren Halswirbeln ja auch vorstellen.
Und das ist das Coole an Hunter, dass wir die Manufaktur haben, in der wirklich mit viel Liebe per Handarbeit aus besten Materialien Produkte hergestellt werden. So können wir auch nach der Laufbandanalysen Muster anfertigen und nach vorne in unseren Shop gehen, wo wir direkt mit Endkunden in den Dialog kommen und sehen, ob die Produktidee ankommt.
Stylecats ist noch relativ neu bei euch. Was habt ihr damit vor?
Katze ist ein superspannender Wachstumsmarkt. Wir haben die Kompetenz für das Thema aufgebaut. In vielen Unternehmen ist Katze genauso groß wie Hund und wir wollen uns nicht davon unterscheiden, und daraus ergibt sich unsere Zielsetzung: Vollgas bei Katze!
Wie wollt ihr Hunter international entwickeln?
National ist ein starker Markt für uns, aber auch international ist sehr relevant für das Wachstum, über alle Kanäle hinweg. Sowohl im digitalen wie im stationären Bereich sehen wir noch sehr, sehr viele Wachstumschancen für uns- Fakt ist aber auch, dass wir unseren Heimatmarkt auf keinen Fall vernachlässigen wollen. Ich glaube aber, dass manche Märkte noch deutlich größere Wachstumschancen haben als Deutschland.
Wir sind in 80 Ländern vertreten, in manchen ganz klein und in anderen recht stark. Wenn man mal analysiert, welche Länder für den Pet-Bereich am attraktivsten sind, kommt wohl etwas raus wie USA, Asien, Frankreich, Spanien, Holland et cetera. Wir schauen, in welchen Ländern wir was für eine Abdeckung haben und wo unser Portfolio das größte Potenzial entfalten kann, da verstärken wir definitiv die Aktivitäten und auch unsere Ressourcen.
Wir sind schon sehr breit aufgestellt, gerade in Asien. Allein in Hongkong sind wir bei sieben Brand Stores, die von Partnern geführt werden. Was in den letzten zwei Jahren sehr intensiv geworden ist, auch wenn viele Analysen das Potenzial zunächst unterschätzen, ist der südamerikanische Kontinent. Das ist auf einmal noch ein ganz spannender Markt für die Heimtierbranche und wir haben jetzt einen Brand Store in Peru.
Auf Nachhaltigkeit wird auch großer Wert gelegt, richtig?
Ja, wir haben eine Nachhaltigkeitsgruppe, die sich regelmäßig trifft und mit den klassischen Themen beschäftigt, die für alle Unternehmen gelten. Wir haben letztes Jahr große Solarpanele aufs Dach geschraubt und haben E-Autos, die aus dem von der Sonne produzierten Strom gespeist werden. Wir gucken uns natürlich die Wertschöpfungskette an, versuchen Müll zu vermeiden, haben chromfreies Leder und verwenden Retouren wieder.
Unser Anspruch ist es, auch da vorne mit dabei zu sein, auch weil sich Kaufentscheidungen immer mehr danach richten. Nachhaltigkeit ist nicht nur für die Umwelt, sondern auch ökonomisch wichtig. Wir haben den Vorteil, ein inhabergeführtes Unternehmen zu sein und nicht im nächsten Quartal irgendwelche Zahlen präsentieren zu müssen, damit sich jemand einen Porsche kaufen kann. Wir wollen das Unternehmen enkelfähig aufbauen!
Dadurch hast du dann die ökologische Komponente, die ökonomische und die soziale, wo es darum geht, die Mitarbeiter weiterzuentwickeln. Meine Philosophie beim Thema Nachhaltigkeit ist an die drei Regeln geknüpft: heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo und als Firma nicht auf Kosten von anderen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, aber: mehr geht immer!
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe pet 9/2025.