Sera-Geschäftsführer Maximilian Deharde mit einigen der neuen  Produkte im Portfolio. 
Sera-Geschäftsführer Maximilian Deharde mit einigen der neuen  Produkte im Portfolio. 

Sera

Neue Impulse setzen

Der Heinsberger Aquaristikhersteller Sera hat das britische Traditionsunternehmen Interpet übernommen. pet sprach mit Geschäftsführer Maximilian Deharde über Hintergründe und  Erwartungen.

„Zwei starke Familienunternehmen mit einer tiefen Leidenschaft für Aquaristik und Fischhaltung vereinen ihre Kompetenzen, um noch innovativere Produkte und Lösungen für Aquarien- und Teichliebhaber anzubieten.“ So hatte Sera Ende April die Übernahme von Interpet in einer Pressemitteilung kommuniziert. „Unsere Partnerschaft ist ein bedeutender Schritt in eine erfolgreiche Zukunft“, betont Maximilian Deharde, Geschäftsführer von Sera.

Interpet war seit 2004 Teil der „Central Garden and Pet“-Familie und bringt neben den Marken ­„Interpet“, „Blagdon“ und „Aquagarden“ auch eine starke Marktpräsenz in Großbritannien sowie innovative Produktlösungen in die Partnerschaft ein. Vor allem im Teichbereich erfährt das Sortiment von Sera durch die Integration eine spürbare Erweiterung.

Sera selbst steuert seine starke Marktstellung in Europa sowie ein umfangreiches Sortiment an Futter- und Pflegeprodukten für Aquarien, Gartenteiche und Terrarien bei. Gemeinsam verfügen die beiden Unternehmen über mehr als ein Jahrhundert an Branchenerfahrung.

Auf der Zoomark in Bologna präsentierten sich Sera und Interpet erstmals gemeinsam und gaben den Besuchern einen Einblick in ihr umfangreiches Sortiment – mit einem Querschnitt aus fast 1.300 Sera- sowie über 600 Interpet-Produkten.

pet-Redakteur Oliver Mengedoht sprach mit Maximilian Deharde über den Zusammenschluss und die damit verbundenen Ziele.

Herr Deharde, wie kam der Kontakt zu Interpet zustande?

Der erste Kontakt entstand über unseren Vertriebs- und Marketingleiter Simon Gierlings. Zwei Wochen zuvor waren wir bereits in Großbritannien, um den dortigen Markt besser zu verstehen. Im September wurde die Idee konkreter: Es erschien uns als eine gute Gelegenheit, unser angloamerikanisches Portfolio auszubauen – insbesondere im Teichsegment sehen wir noch viel Potenzial.

England hat aufgrund seiner Tradition einen ganz eigenen Zugang zu Wasser im Garten oder auf der Terrasse. Das sanfte Plätschern erzeugt positive Emotionen – gerade in Zeiten, in denen die täglichen Nachrichten oft belastend wirken, bietet ein Teich einen beruhigenden Gegenpol.

Im Laufe der Gespräche wurde deutlich, dass Sera und Interpet in vielerlei Hinsicht hervorragend zueinander passen: Sera ist stark bei Futter, Pflegeprodukten und Arzneimitteln, Interpet überzeugt mit technischer Kompetenz und Pflegemitteln. Auch auf kultureller Ebene hat es sehr gut harmoniert.

Auch die Interpet-Produkte ergänzen das Sortiment der Heinsberger.
Auch die Interpet-Produkte ergänzen das Sortiment der Heinsberger. (Quelle: Sera, Oliver Helker)

Warum hat sich Central von Interpet getrennt?

Central ist ein Konzern mit rund drei Milliarden US-Dollar Umsatz. Interpet war die einzige Auslands­tochter, deren Umsatz dem Konzern zu gering war. Zudem erwies sich der Zugang zum europäischen Markt seit der Übernahme 2004 als weniger effektiv als erwartet. Central konzentriert sich nun wieder stärker auf den US-Heimatmarkt.

Für die Branche ist die Übernahme durch Sera bemerkenswert – in einer Zeit, in der viele Unternehmen eher konsolidieren oder sich zurückziehen. Die Aquaristik ist in Teilen stagnierend, neue Impulse waren zuletzt selten. Wir möchten genau diese Impulse setzen, um das Hobby neu zu beleben.

Es gibt viele Neueinsteiger, die andere Ansprüche als ein Hobbyaquarianer haben. Das Aquarium soll einfach funktionieren, wenig Zeit kosten, gut aussehen und ein gesundes Habitat für seine Bewohner bieten.

Welche Veränderungen bringt die Sera Group mit sich?

Unser Fokus liegt auf Entwicklung und Vertrieb. Die Produktion verbleibt zunächst in Großbritannien, wird aber im nächsten Schritt konsolidiert. Abgesehen von der Produktion wird alles andere zusammengeführt – wir nennen das „Better together“. Ziel ist es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Gemeinsam sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile: ein starkes, schlagkräftiges Team.

Gemeinsam sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile.
Maximilian Deharde, Geschäftsführer sera

Die Marken und Produkte bleiben erhalten, und auch bei den Mitarbeitenden wurde die Übernahme positiv aufgenommen. Interpet bringt viel technisches Know-how mit, während wir unsere Erfahrung im Bereich Fischfutter einbringen. Rechtlich handelt es sich um eine vollständige Übernahme, aber wir verstehen uns als Gruppe – mit Interpet und Sera als starke Marken unter einem Dach.

Langfristig soll Interpet unser Zugangstor zum US-Markt sein. In Großbritannien hatte Sera in folge des Brexits erheblich an Marktanteilen verloren – der Markt wurde neu verteilt und ist heute sehr preisgetrieben und kompetitiv. Wir wollen verlorenes Terrain zurückgewinnen.

Im Bereich Teichtechnik war Sera bislang nicht der stärkste Player – hier bringt Blagdon, besonders in Großbritannien und den USA, eine starke Marktposition mit. Auch international werden wir gemeinsam neue Produkte vorstellen. Unsere Fischfutterprodukte entwickeln sich in den USA bereits seit 20 Jahren positiv.

Die Blagdon-Produkte erweitern besonders das Teich-Portfolio der Sera Group. 
Die Blagdon-Produkte erweitern besonders das Teich-Portfolio der Sera Group.  (Quelle: Sera, Oliver Helker)
Die Blagdon-Produkte erweitern besonders das Teich-Portfolio der Sera Group. 
Die Blagdon-Produkte erweitern besonders das Teich-Portfolio der Sera Group.  (Quelle: Sera, Oliver Helker)

Wie geht Sera mit den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten um?

Aktuell ist es oft unklar, wie hoch etwaige Kosten beim Versand – etwa für Container – am Ende tatsächlich ausfallen. Diese Unsicherheit betrifft allerdings alle Marktteilnehmer gleichermaßen. Deshalb ist es in der jetzigen Phase wichtig, ruhig zu bleiben und die Entwicklungen genau zu beobachten.

Wie schätzen Sie die Perspektiven der Aquaristik ein?

Wir hoffen, dass unsere Partnerschaft einen Impuls für neue Ideen im Markt gibt. Die Aquaristik ist ein tolles Hobby – was wir für Neueinsteiger einfach erlebbar machen wollen.  

Unser Ziel ist es, das Interesse an der Aquaristik neu zu entfachen und so dem Markt als Ganzes neues Wachstum zu ermöglichen. Der „Kuchen“ ist in den letzten Jahren kleiner geworden – aber warum sollte die Aquaristik nicht wieder wachsen können, so wie es etwa bei Katzen der Fall war? Als Branche haben wir definitiv noch einige Hausaufgaben zu erledigen. 

Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch