Dr. Ralf Spangenberg
Dr. Ralf Spangenberg
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Dr. Rolf Spangenberg

Bewegung und Lebens­raum

Viele Tierarten, die im Handel zum Verkauf stehen, haben in der freien Natur große Reviere. Steht die Haltung dieser Tiere in einem Gehege dann nicht im Widerspruch zur artgerechten Haltung? Nicht unbedingt, meint Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg.
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Es ist ein faszinierender Anblick, einen Adler über die Bergwelt schweben zu sehen. Das gleiche Tier dann in einer Voliere sitzen zu sehen, ist ein schrecklicher Anblick. Die gleichen Gefühle ruft ein Wanderfalke hervor, der beim Falkner auf einem Gestell sitzt, anstatt durch die Luft zu brausen. Ein Gespräch mit Ornithologen bringt allerdings Ernüchterung. Der Adler schwebt nicht durch die Lüfte, um sein Königreich zu visitieren. Er ist auf der Suche nach Beute. Und in einem Revier mit ausreichend Tauben, jagt der Falke nur wenige Minuten, macht sich dann über die Beute her, um anschließend lange zu verdauen. Doch was hat das mit den von Ihnen betreuten Tieren zu tun? Adler und Falken gehören doch nicht gerade zu Ihrem Sortiment? Wohl aber andere Tierarten, die in freier Natur relativ große Reviere haben, während sie bei Ihnen oder im Heim der Tierfreunde mit einem vergleichsweise engen Gehege auskommen müssen. Ist das noch artgerecht, oder müssen sich Tierschützer empören?

Bewegung ist wichtig

Nicht unbedingt. In freier Natur benötigt jedes Tier ein Revier, in dem es genügend Nahrung findet. Adler und Falken fasten ausgiebig, bis sie sich zum Jagen entschließen. Also nur genügend Nahrung, dann ist die Größe des Lebensraumes nicht so wichtig? In dieser Absolutheit kann man das nicht sagen. Bewegung ist Tieren, wenn auch nicht ebenso, so doch annähernd so wichtig wie das Futter. Dafür gibt es genügend Beispiele. Für Pferde ist eine ausreichende Bewegung unbedingt erforderlich, Hunde verkümmern, wenn sie nicht laufen können. Von den kleinen Heimtieren sei der Goldhamster genannt. In freier Natur durchstreift er auf der Suche nach Nahrung täglich ein Gelände von der Größe eines halben Fußballfeldes. Beim Gehege kann man ihn deshalb nicht mit einer kleinen Version zufriedenstellen. Er will laufen. Das wird ihm auch mit dem bekannten Laufrad ermöglicht. Auch anderen Kleinsäugern muss man ein Mindestmaß an Bewegung verschaffen. Kaninchen wollen hoppeln, sonst werden sie fett und unzufrieden. Wer die Ausgaben für ein genügend großes Gehege scheut, muss sie zumindest stundenweise frei laufen lassen. Und noch einmal ein Sprung zu den Tieren, die man nicht in der Wohnung findet. Löwen und Tigern, geht es in einem modernen Zirkus…
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