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Schnurrhaare dürfen nicht gekürzt oder entfernt werden. Foto: JACLOU-DL, Pixabay
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Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg

Mehr als nur ein Bart

Warum tragen Tiere oft einen Bart? Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg verrät, welche Funktion die Schnurrhaare bei Katzen, Ratten und Co. haben und was Tierfreunde dabei beachten müssen.
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Während der Bart bei Männern aktuell im Trend liegt und als modern angesehen wird, so ist das bei Tieren ganz anders! Hier haben die Barthaare wichtige Funktionen, die immer noch unter­schätzt werden. 
Erst in jüngster Zeit hat man entdeckt, dass Seehunde und Robben mit ihren ausgeprägten Sinneshaaren (Vibrissen) an der Schnauze unter Wasser feinste Vibrationen wahrnehmen können und damit Fische aufspüren. Die weitsichtigen Pferde haben an den Nüstern lange Haare, mit denen sie die unmittelbar vor ihnen liegende Gegend abtasten können. Es gilt als grobe Tierquälerei, wenn man sie ihnen aus ästhetischen Gründen abschert. Nun sind diese Tierarten im Zoofachhandel aber eher selten anzutreffen. 

"Schnurrbart-Ermüdung"

Katzen können trotz ihrer lichtstarken Augen bei völliger Dunkelheit nichts erkennen. Wohl aber mit den empfindlichen Vibrissen. Deshalb sind auch blinde Katzen in der Lage, noch ab und an eine Maus zu fangen. Sie orien­tieren sich mit ihrem scharfen Gehör und den Schnurrhaaren. Diese sind empfindlich, wie alle Sinnesorgane, und man kann sie sogar überfordern. So kam man einer "neuen" Krankheit, einem Leiden, auf die Spur. Wenn der Futternapf zu eng ist, mit steilen Wänden, stößt die Katze beim Fressen mit ihren Vibrissen ständig daran. Die Folge, sie ermüden und das empfindliche Tier hat weniger Appetit. Das nennt man Neudeutsch "Whisker Fatigue", also etwa "Schnurrbart-Ermüdung". Das Gegenmittel: Flache Fressnäpfe, damit die Schnurrhaare nicht mehr anstoßen. Das finden Sie übertrieben? Ich auch - doch sollten Sie davon wissen und flache Futterschüsseln für besorgte Katzenhalter vorrätig haben.

Auf Vibrissen achten

Eine große Rolle spielen die Barthaare bei den Nagetieren, wobei wir uns hier auf die im Zoofachhandel häufig vertretenen Ratten und Mäuse beschränken wollen. Wie Sie wissen, spielt das Sehen bei ihnen eine nur untergeordnete Rolle. Sie bewegen sich ja auch vorwiegend in der Dämmerung oder in ihren Gängen bei völliger Dunkelheit. Daher ist der Geruchssinn und das Ertasten mit den Schnurrhaaren so wichtig. Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, dass sie beim Schmusen mit den Tieren - gegen das nichts zu sagen ist - möglichst nicht ständig an den Vibrissen vorbeistreichen sollten. Das kann zu unerwünschten Abwehrreak­tionen führen. Auch das Waschen der Hände ist vor dem Kuscheln zu unterlassen. Der intensive Geruch, selbst bei neutraler Seife, ist den empfind­lichen Nasen der Tiere höchst unangenehm.
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